Der Mensch ist ein selbstbestimmtes, kompetentes, kreatives, handelndes Wesen, das autonom nach eigenen Gesetzen lebt und gleichzeitig immer Teil einer sozialen Umwelt ist, mit der er kommuniziert und in der er interagiert. Krankheit äußert sich als Störung des Menschen, der Persönlichkeit und des Leibes, sowie immer auch als Störung in und mit der sozialen Umwelt.
Sozialtherapie zielt auf die Verbesserung der Lebensqualität. Sie zielt auf Veränderungen der Person (nach innen) und auf Veränderungen der sozialen Umwelt (nach außen) und damit auf eine Veränderung der Interaktion zwischen Person und Umwelt. Sozialtherapie zielt auf eine Veränderung und Erweiterung der Erlebens- und Handlungsmöglichkeiten.
Dabei steht die Hinführung zu einer Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund, nicht die Betonung des Krankseins. Die personalen Kompetenzen und Ressourcen sollen gestärkt und gefördert, und die Möglichkeiten der Umwelt gezielt genutzt werden
Sozialtherapie findet im Hier und Jetzt statt, sie ist erlebnis- und handlungsorientiert. Sozialtherapie bezieht analoge, nonverbale Kommunikation mit ein und nutzt die Möglichkeiten der Resonanz zwischen den Menschen und zwischen dem Mensch und seiner Umwelt. Der Therapeut ist dabei ein gleichwertiges Gegenüber. Sozialtherapie ist Beziehungsarbeit.
Sozialtherapie bildet somit einen stabilisierenden Rahmen, in dem Arbeits- und Beschäftigungstherapie, Bewegungstherapie, Kunsttherapie und gemeinsame Freizeitgestaltung stattfinden können.
Die Bewohner/-innen unserer Einrichtung sind chronisch psychisch krank. Gerade eine psychische Erkrankung wie beispielsweise aus dem schizophrenen Formenkreis hat weit reichende Auswirkungen für die „Lebensrealität“ der Betroffenen - Denken, Wahrnehmen, Fühlen, Handeln und soziale Beziehung werden beeinträchtigt und verändert. Krankheit, sei sie organisch oder psychisch bedingt, hat Auswirkungen auf alle Dimensionen. Ein ganzheitliches Pflegeverständnis muss auf den ganzen Menschen ausgerichtet sein und darf sich nicht auf isolierte Symptome beziehen.
Unser Haus hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Recht auf Selbstbestimmung und freie Persönlichkeitsentfaltung auch für den psychisch kranken Menschen zu wahren. Persönliche Biografie, deren individuelle Verarbeitung, gesellschaftliche Strukturen und Werte, kultureller Kontext und religiöse Ausrichtung bilden den Hintergrund, auf dem sich der Mensch als jeweils einzigartiges Wesen entwickelt.
Wir respektieren die persönlichen Werte des Bewohners sowie seine religiösen und weltanschaulichen Orientierungen. Das Recht auf Privatsphäre und Intimität wird gewahrt. Wir berücksichtigen das elementare menschliche Bedürfnis nach Wertschätzung und Akzeptanz.
Wir sehen unsere Aufgabe darin, einen Lebensraum zu bilden, in dem die Bewohner-/-innen trotz und mit ihrer Krankheit eine bestmögliche Lebensqualität erlangen und erhalten können. Wir bemühen uns, eine Atmosphäre von Geborgenheit und Heimat zu schaffen. Wir orientieren uns an den Interessen und Bedürfnissen der Bewohner-/-innen und streben eine größtmögliche Normalisierung und Individualisierung des Heimalltages an..
Der sich uns anvertrauende Bewohner steht im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Ihn in seinem individuellen Menschsein anzunehmen und zu respektieren ist unser besonderes Anliegen. Durch den Aufbau einer vertrauten Beziehung und gegenseitigen Anerkennung versuchen wir unseren Bewohnern eine Unterstützung in ihren Lebensaktivitäten zu geben. Der Mensch wird von uns grundsätzlich als selbständig und verantwortlich für sein Handeln gesehen. Ist die Eigenverantwortung und Selbständigkeit eingeschränkt oder zur Zeit nicht gegeben, sehen wir unsere Aufgabe darin, diese wiederherzustellen oder beratend und unterstützend zur Seite zu stehen.
Zugleich ist es auch unser Auftrag, dem Bewohner einen sicheren Lebensraum zu gewähren. Wir geben dem Bewohner Begleitung, Unterstützung und Hilfestellung in allen wesentlichen Pflege- und Alltagsproblemen. Dazu zählt auch, die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse nach Kommunikation, Gemeinschaft, aber auch nach Ruhe und Rückzug sicherzustellen. Isolation, Einsamkeit, Depression, Apathie und Sekundärerkrankungen sollen vermieden werden. Dies bedarf der Integration jedes Einzelnen in das soziale Leben innerhalb und außerhalb unseres Hauses.
Wir versuchen gerade dem psychisch erkrankten Menschen Selbstbestätigung zu geben, um dadurch das Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und die Freude am Dasein zu stärken. Wir versuchen ein Höchstmaß an Privatsphäre zu wahren. Wir achten dabei darauf, die Räumlichkeiten nicht in erster Linie der Pflege anzupassen, sondern die Pflege den Räumlichkeiten. So unterstützen wir weitestgehend eine individuelle Gestaltung des persönlichen Wohnbereiches.
Unsere ganzheitlich-aktivierende Pflege und Betreuung ist an das Pflegemodell von M. Krohwinkel und an das Pflegeentwicklungsmodell von H. E. Peplau angelehnt. Wir können so eine auf den Bewohner individuell angepasste Pflege ermöglichen.
Unsere zielorientierte Pflege unterstützen wir durch die Umsetzung des Pflegeprozesses. Dieser spiegelt sich in der Pflegedokumentation wieder..
Monika Krohwinkels Pflegemodell hat als Ziel die Erhaltung bzw. Entwicklung von Unabhängigkeit und Wohlbefinden des Menschen. Ihr Modell zeigt die Bedeutung von fähigkeitsorientiert - fördernder Prozesspflege auf, bei der die individuelle Lebensgeschichte und -situation sowie die Förderung von Fähigkeiten des Menschen im Zentrum stehen.
Umgebung
Mensch und Umgebung sind offene, sich wechselseitig beeinflussende Systeme. Die Umgebung ist wesentlicher äußerer Faktor für Leben, Gesundheit und Wohlbefinden. Dazu zählt neben der sozialen auch die ökologische, physikalische, materielle und gesellschaftliche Umgebung.
Aktivitäten des Lebens realisieren
Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen
Die Bedürfnisse und Fähigkeiten haben eine physisch-funktionale, eine willentlich-emotionale, eine kulturelle und eine soziale Komponente. Alle Komponenten sind immer - wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt - vorhanden und auch in jeder anderen Komponente enthalten. Krohwinkel hat die vier Schlüsselkonzepte und die AEDL-Struktur in ein Rahmenmodell ganzheitlich-fördernder Prozesspflege eingebaut. Dieses Rahmenmodell gliedert sich in:
Die Aufgaben und Verantwortungsbereiche der Pflege
In den ersten drei Bereichen ist die Pflege selbständig und trägt somit die volle Verantwortung, in Bereich vier hat sie die Durchführungsverantwortung, und die Aufgaben und Verantwortungsbereiche im letzten Bereich werden nach Absprache mit den jeweiligen Berufsgruppen durchgeführt.
Die Aufgaben- und Verantwortungsbereiche der Pflege werden von Krohwinkel als Managementmodell bezeichnet.
Helfen heißt im Pflegeprozess, den Pflegebedürftigen bei der Lösung und dem Ausgleich seiner gesundheitlichen und der damit verbundenen sozialen und psychischen Problematiken zu unterstützen und entstandene Defizite auszugleichen.
Der individuelle Problemlösungsprozess
Art und Umfang der Unterstützung oder Übernahme von Aktivitäten und existenziellen Tätigkeiten des täglichen Lebens, die der Betreute benötigt, werden in Form einer Problemanalyse erfasst. Die Kräfte, die der Hilfebedürftige selbst zur Pflege und Betreuung aufbringen kann, werden ebenfalls ermittelt.
Aus den Pflegeproblemen und Ressourcen ergibt sich der individuelle Pflegebedarf des Betroffenen. Der Bedarf der pflegerischen Versorgung wird während des Pflegeprozesses laufend an die veränderten Bedürfnisse und Prioritäten des Pflegebedürftigen angepasst.
Phasen der Problemlösung / Planung
Der Pflegeprozess besteht prinzipiell aus folgenden Schritten:
Informationssammlung / Biographiearbeit
Die Informationssammlung hat unter drei Gesichtspunkten entscheidende Bedeutung für die Qualität der Pflege: Sie ist in der Regel die erste Kontaktaufnahme zwischen Pflegeperson und Bewohner oder dessen Angehörigen/Betreuer. Der Bewohner erlebt, dass der Mitarbeiter der Einrichtung für die Problemstellungen Zeit hat und dass die Pflege mit gegenseitiger Information und Kooperation sinnvoll geplant und getragen werden kann.
Um ein größtmögliches Maß an Unabhängigkeit für den erkrankten Menschen zu erhalten oder wiederzuerlangen, knüpft die Pflege auch durch soziale Betreuung und Versorgung an die vorhandenen Fähigkeiten und Bedürfnisse des einzelnen Bewohners an. Das Einbeziehen von Pflegestandards unterstützt die Pflegeplanung und Durchführung. Regelmäßige Pflegevisiten stellen sicher, dass eine fachgerechte, am Bedarf orientierte Pflege erbracht wird und der Pflegeprozess den veränderten Gegebenheiten angepasst wird.
Die Pflegedokumentation besteht aus:
Des weiteren je nach Bedarf:
Damit die Pflege koordiniert und Fragen und Probleme schnell bearbeitet werden können, ist es wichtig, dass wir regelmäßige Teambesprechungen und Leitungssitzungen durchführen.